Knapp drei Jahre nach der Flut tut sich was am früheren Standort des Ehranger Krankenhauses. Noch in diesem Jahr soll Tiny Lisbeth fertig werden. Was das ist und was noch kommt.


Trierischer Volksfreund Artikel vom 14.03.2025
Nach der Flut kann vor der Flut sein. Das weiß auch Jan Eitel, der mit seiner Firma Quartiersmanufaktur eine ungewöhnliche Aufgabe übernommen hat: aus dem nach dem Hochwasser 2021 aufgegebenen Standort des Krankenhauses Ehrang etwas zu machen. Im Krankenhausgebäude wird wegen der Hochwassergefahr der Keller ungenutzt bleiben. Das ist Teil der Planung, die Eitel nun an den Mann oder die Frau bringen wird. An zwei anderen Stellen ist der Projektentwickler noch weiter.
Wie es mit dem Herzstück weitergeht Der dickste Brocken bei der neuen Nutzung des Krankenhausgeländes ist das Hauptgebäude. Nach einigen Umplanungen steht nun fest, was dort geschehen soll. Die Quartiersmanufaktur nennt es „einen modernen Gesundheits- und Wohnstandort“. Der Bauantrag ist im März vergangenen Jahres eingereicht worden. Die Entwickler erwarten in den kommenden Tagen die Baugenehmigung. Nach aktueller Schätzung sollen rund 40 Millionen Euro investiert werden.
Die tragende Gebäudestruktur wird erhalten bleiben. Hinter der neuen Fassade wird jedoch alles anders. Die Räume werden für die künftigen Nutzungen zugeschnitten. Das ist auch dringend notwendig, denn eine Krankenhausstation eignet sich nicht unbedingt als Wohnung für eine Familie mit zwei Kindern oder ein älteres Ehepaar.
Mit dem grundlegenden Neuzuschnitt des Gebäudes wird einer grundsätzlichen Herausforderung begegnet. Das Ehranger Krankenhaus ist, wie das oft bei Klinikbauten der Fall ist, in mehreren Bauabschnitten gebaut worden. 1902/03 wurde der erste Teil des Krankenhauses errichtet. Von 1964 bis 1970 wurde das Gebäude völlig neu gestaltet und erweitert. Weitere Um- und Anbauten folgten. Am 15. Juli 2021 wurde das Gebäude wegen Hochwassers evakuiert. Und anschließend nicht mehr genutzt. 2022 kaufte die Quartiersmanufaktur Gebäude und Grundstück.
Geplant ist unter anderem auch ein Gesundheitszentrum mit Ärzten oder Physiotherapiepraxen. Daneben steht das Wohnen im Vordergrund. Es gibt Tagesgruppen für Menschen mit Beeinträchtigungen. Zudem wird es geförderten Wohnraum geben. Aber auch normal finanzierten.
Kooperation mit Seniorenresidenz Mit der Seniorenresidenz St. Peter haben die Planer eine Kooperation vereinbart. Bewohner im früheren Krankenhausgebäude sollen je nach Bedarf Hilfe und Dienstleistungen der Seniorenresidenz in Anspruch nehmen können. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Rund 100 Wohneinheiten sollen im Hauptgebäude entstehen. Hinzu kommen mindestens fünf medizinische Einheiten. All das steht neben den geschätzten Baukosten und der Hochwasservorsorge durch das Nichtnutzen der unteren Etage fest. Noch ist hingegen offen, wer in das Projekt investiert. „Wir vermarkten die Wohnungen nicht einzeln“, sagt Eitel. Es gehe vielmehr darum, das Gesamtpaket an den Mann oder die Frau zu bringen. „Das Projekt steht auf soliden Füßen“, sagt der Projektentwickler. Nun habe die Angebotsphase begonnen, um Investoren mit ins Boot zu nehmen. Es gebe bereits Gespräche mit möglichen Investoren aus der Region.
Aus dem Schwesternwohnheim wird Tiny Lisbeth Der Krankenhausstandort Ehrang war mehr als nur ein Krankenhaus. Zum Komplex gehört auch das frühere Schwesternwohnheim St. Elisabeth, in dem angehende Pflegefachfrauen während ihrer Ausbildung wohnten. Das Gebäude liegt wenige Meter vom Krankenhausgebäude entfernt und bleibt erhalten. Obwohl der Grundriss laut Eitel eher kleinteilig ist. Geräumige Wohnungen für Familien oder Menschen mit größerem Platzbedarf lassen sich da nicht verwirklichen. Diese Nutzer sind auch gar nicht die Zielgruppe.
Aus St. Elisabeth wird nun Tiny Lisbeth. Im Gebäude entstehen kleine und vollmöblierte Wohneinheiten. Zielgruppe sind beispielsweise Luxemburg-Pendler oder Studierende. Noch in diesem Jahr soll alles fertig werden.
Holzhybrid-Gebäude statt Verwaltungsbau Nicht mehr zu retten war hingegen das frühere Schul- und Verwaltungsgebäude. Das war laut Eitel marode und ist abgerissen worden. Stattdessen entsteht dort ein Neubau in Holzhybrid-Bauweise. Dabei werden Holz, Beton und Stahl miteinander kombiniert. Die Stadtwerke wollen beispielsweise in dieser Bauweise das Quartier Ostallee errichten. In Ehrang wird ein paar Nummern kleiner gebaut. Wobei 45 Wohneinheiten im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus schon eine relevante Größe sind. Projektentwickler Eitel lobt in diesem Zusammenhang die Stadtverwaltung Trier. Der Bauantrag sei in sehr kurzer Zeit genehmigt worden. Der Abbruch wurde Ende 2024 beendet. Die geplante Fertigstellung ist im Frühjahr 2026. Es werden dort pro Quadratmeter 6,80 Euro verlangt.